Vier fachwissenschaftliche Studien im Überblick
Die Medizin forscht seit über zehn Jahren intensiv an den Effekten von
Handystrahlung (radiofrequenten elektromagnetischen Feldern, kurz RFEMF)
auf den menschlichen Körper und die Natur. Mit wachsenden Netzen
und der Zunahme von Sendern und Empfängergeräten steigt auch die
Strahlung im urbanen Bereich immer weiter. Vier Studien, die die Effekte
dieses Anstiegs untersuchen, liefern einen fachwissenschaftlichen
Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung.
Löst Handystrahlung Krebs aus?
Einige Studien der Agency for Research on Cancer haben radiofrequente
elektromagnetische Strahlung bereits als mögliches Karzinogen erkannt.
Basierend auf dieser Klassifizierung führten Forscher eine weit
ausgedehnte Fallstudie durch. Krebspatienten, die zwischen 2007 und
2009 ihre Diagnose erhalten haben, wurden nach ihrem alltäglichen
Kontakt mit Handys und schnurlosen Funkgeräten befragt. Ein deutlicher
Zusammehang zwischen Gehirntumoren und der Nutzung
von Geräten mit besonders geringem SAR-Wert wurde statistisch belegt.
Die durchschnittliche Zeit, die Patienten mit dem Handy in der Hosentasche
oder am Ohr verbringen, beeinflusst das Risiko der Erkrankung zusätzlich.
Zur Studie:
https://www.spandidos-publications.com/ijo/43/6/1833
Schmerzempfindlichkeit durch Strahlung
Viele Menschen beklagen sich über unerklärliche Kopfschmerzen oder
Stechen in den Gliedern. Diese Studie untersucht evaluativ den
Zusammenhang zwischen Schmerz und der Nähe zu radiofrequenten
Strahlungsquellen wie Handys. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Je
länger ein Handy sich in der Hand oder in der Hosentasche befindet, desto
höher ist das Risiko für Überhitzung und Schmerzempfinden. Die
Hosentasche oder eine Hülle haben dabei keinerlei abschirmenden Effekt,
ausschließlich der SAR-Wert der genutzten Strahlungsquelle veränderte
das Ergebnis.
Zur Studie:
http://ieeexplore.ieee.org/document/7951998/?reload=true
Die Biene, die Blume und das elektromagnetische Feld
Wie sensibel natürliche Organismen auf elektromagnetische Impulse
reagieren, zeigt eine amerikanische Studie zur Bestäubung von Blumen.
Bienen finden nicht nur aufgrund visueller Wahrnehmung und Geruch zu
Blumen, auch das elektromagnetische Feld beider Organismen spielt eine
große Rolle bei der Bestäubung. Die Studie suggeriert, dass ein Großteil
der Tierwelt von hochsensiblen Prozessen auf elektromagnetischer Ebene
abhängig sein könnte. Künstliche Strahlungsquellen in großer Zahl können
Prozesse wie diese stören.
Zur Studie:
https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00359-017-1176-6
Einfluss auf Embryonenentwicklung
Um den Effekt von Handystrahlung auf natürliche Prozesse zu überprüfen,
hat eine weitere amerikanische Forschergruppe trächtige Mäuse künstlich
hergestellten elektromagnetischen Feldern ausgesetzt und die Entwicklung
der Embryonen beobachtet. Die Effekte wurden mit einer Kontrollgruppe
ohne besondere zusätzliche Strahlung verglichen. Mäuse, die besonders
viel Strahlung ausgesetzt werden, werfen kleinere und krankheitsanfälligere
Nachkommen. Die Anzahl der Totgeburten steigt bei Mäusen, die der
künstlichen Strahlungsquelle ausgesetzt werden, deutlich an. Auch
Probleme mit dem Aufbau und der Struktur von Blutgefäßen sind bei diesen
Mäusen häufiger. Ein schädlicher Effekt für die Embryonenentwicklung
konnte bei diesen Säugetieren also eindeutig nachgewiesen werden.
Zur Studie:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0890623816301551?via%3Dihub
Forschungstrend Strahlung
Zahlreiche Studien aus der Biologie und der Medizin weisen darauf hin,
dass die steigende Anzahl von Strahlungsquellen und die Verstärkung von
uns umgebenden Feldern zur Kommunikation und Datenübertragung
schädlich für natürliche Organismen jeder Art ist. Natürliche Systeme wie
der menschliche Körper oder die Organisation von Stammzellen sind von
sensiblen Prozessen auf elektromagnetischer Ebene abhängig. Inwiefern
Strahlungsquellen wie Handys diese Prozesse stören und wie diese Risiken
minimiert werden, muss in vielen weiteren Studien festgestellt und
experimentell belegt werden.